Donnerstag, 5. Februar 2009

Rassismus


Rassismus

Weder Arbeit noch Unterkunft wegen falscher Religion

Würde ein hochrangiger muslimischer Geistlicher eine Fatwa - ein religiöses Rechsgutachten - veröffentlichen, das besagt, daß es Muslimen verboten sei, Juden Arbeit zu geben oder ihnen eine Unterkunft zu vermieten, der weltweite Aufschrei wäre nur allzu vorhersehbar.

Wie die israelische Haaretz am Donnerstag berichtete, ist genau dies geschehen - nur, daß es sich um einen jüdischen Oberrabbiner handelte, der Juden derartigen Umgang mit Arabern - also Muslimen - verboten hat.

Dov Lior, Oberrabbiner von Hebron und Kiryat Arba in der West Bank und Vorsitzender des Yesha-Rabbiner-Rats (Yesha ist im Hebräischen ein Kurzwort für "Judäa, Samaria und Gaza"), veröffentlichte demnach am Mittwoch ein entsprechendes jüdisches Rechtsgutachten. In einem Interview gegenüber "Eretz Israel Shelanu" ("Unser Land Israel"), die am Samstag in zahlreichen Synagogen verteilt wurde, sagte Lior, daß "da es eine Angelegenheit der Gefährdung der Seelen ist, es offensichtlich ist, daß es vollständig verboten ist, sie anzustellen und ihnen in Israel Häuser zu vermieten. Ihre Anstellung ist nicht nur in Yeshivas [Talmud-Schulen], sondern auch in Fabriken, Hotels und überall verboten."

Zweifellos kann diese Haltung Liors nicht überraschen, wenn man vorangegangene Äußerungen des Oberrabbiners betrachtet, die ihm, handelte es sich um einen Muslim, im "Westen" sicherlich bereits Bezeichnungen zwischen "religiöser Fanatiker" und "Extremist" eingebracht hätten.

So sagte er im Jahr 2004 Aljazeera zufolge, daß "während der Kriegsführung die Tötung von nicht-jüdischen Zivilisten gestattet ist, wenn dies jüdische Leben rettet." Im gleichen Jahr sprach er sich zumindest indirekt für die Ermordung des damaligen israelischen Premierministers Ariel Sharons aus, weil jeder, der Teile des "israelischen Landes" an Nichtjuden abtreten würde, ein "din rodef" - eine religiöse Erlaubnis, von einem anderen Juden getötet zu werden - verdiene.

Bereits 1994 wurde einem Bericht der New York Times zufolge bekannt, daß er "da uns die Nichtjuden angegriffen haben, haben wir das Recht zur Rache und es gibt keine Beschränkung hinsichtlich unschuldiger Menschen" gesagt hatte. Und weiter: "Es gibt keinen Zweifel, daß die Ausübung von Racheakten gegen die Nichtjuden eine Mitzvah [rühmliche Tat] ist."

Auf der Bar Mitzvah von Ya'akov Goldstein, dem Sohn von Baruch Goldstein, der 1994 in Hebron in der Abraham-Moschee, der "Grotte der Patriarchen", 29 Muslime getötet und etwa 150 weitere verletzt hatte, bevor er selbst getötet wurde, sagte er an Ya'akov gewandt: "Folge dem Pfad deines Vaters, er war ein rechtschaffener Mann und ein großer Held.", wie der britische Independent berichtete.

Das Bemerkenswerte hieran sind nicht die Ansichten Liors. In jedem Land und in jeder Religion gibt es Menschen, die andere Menschen aufgrund unterschiedlichster Merkmale zutiefst verachten und entmenschlichen. Das Bemerkenswerte ist, daß Lior einerseits zumindest in Teilen der israelischen Bevölkerung immer noch als angesehener Geistlicher gilt - wobei er in anderen Teilen sehr wohl scharf kritisiert wird -, andererseits aber im "Westen", der sonst bei ähnlichen Aussagen mit schärfsten Verurteilungen lautstark zu vernehmen ist, keinerlei Kritik laut wird.

Es ist zweifellos genau dieses Messen mit zweierlei Maß, das seit Jahrzehnten nicht unerheblich zur Verbitterung der Muslime und ihrem Mißtrauen gegenüber dem "Westen" beigetragen hat.

Quelle:FreeAce.de

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