Montag, 2. März 2009

Lobbyisten und Marktradikale als ewige Experten

Lobbyisten und Marktradikale als ewige Experten


Warum die Gremien, die nach Wegen aus der Finanzkrise suchen, keine grundlegenden Reformen vorschlagen werden
Am 9. Februar 2009 rang sich Charlie McCreevy ein nicht alltägliches Geständnis ab. Die Vertreter der Finanzwirtschaft hätten über Jahre einen zu großen politischen Einfluss ausgeübt, stellte der EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen anlässlich einer Rede in Dublin fest.



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In the case of legislators, I am convinced that over the years there has been too much 'regulatory capture' by the sell side of the financial services market: Their lobbies have been strong and powerful. By contrast there has been too little engagement on the buy side. That is an imbalance that legislators must be much more conscious of.
Charlie McCreevy

Die EU-Kommission könnte da mit gutem Beispiel vorangehen. Denn in der "de Larosière Expertengruppe", die im Oktober 2008 berufen wurde und mittlerweile Vorschläge für die Reform der Finanzmärkte erarbeitet hat, um mit einer gemeinsamen europäischen Position beim G20-Finanzgipfel am 2. April in London auftreten zu können, sitzen viele alte Bekannte. Eine aktuelle Studie..http://www.corporateeurope.org/docs/would-you-bank-on-them.pdf von Corporate Europe Observatory, Friends of the Earth Europe, LobbyControl und Spinwatch kommt zu dem Schluss, dass mindestens die Hälfte des achtköpfigen Gremiums erstklassige Kontakte in den Chefetagen der internationalen Finanzindustrie unterhält und kaum Interesse an grundlegenden Reformen haben dürfte.

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"Don't jump to hasty conclusions"

Dieser Befund verwundert umso weniger ;als der betagte Chef und Namensgeber im globalen Bankenwesen jahrzehntelang eine maßgebliche Rolle spielte. Jacques Martin Henri Marie de Larosière de Champfeu, 1929 in Paris geboren, war Chef des Internationalen Währungsfonds und der Banque de France, überdies Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und schließlich Berater der französischen Geschäftsbank BNP Paribas, die Wert darauf legt, nicht nur die "größte französische Bank" und "No. 5 der Bankenindustrie weltweit", sondern auch die "größte Bank in der Eurozone" zu sein:

Jacques de Larosière ist - mit Daniel Lebègue - überdies Chairman von Eurofi , einer als Think Tank auftretenden Lobbygruppierung, in der sich wichtige Akteure des weltweiten Finanzsektors zusammengefunden haben. Neben BNP Paribas stehen Axa, Aviva, Cassa Depositi E Prestiti, Caisse des Dépôts et Consignations, Caisse Nationale des Caisses d'Epargne, CNP Assurances, Citigroup, Crédit Agricole, Deutsche Bank, NYSE Euronext, Goldman Sachs, JP Morgan Chase, La Banque Postale, Société Générale und the European Investment Bank auf der Mitgliederliste . Auch für Eurofi denkt de Larosière über Wege aus der gegenwärtigen Krise nach und kommt zu dem immer gleichen Schluss: Evolution ist besser als Revolution, denn niemand kann die entstandenen Probleme besser lösen als ihr Verursacher

weiterlesen:www.telepolis.de

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