Mittwoch, 25. März 2009

Arbeiter in Frankreich nehmen erneut Manager gefangen

Arbeiter in Frankreich nehmen erneut Manager gefangen




Aus Protest gegen Stellenstreichungen haben französische Arbeiter erneut einen Manager eines Großunternehmens in ihre Gewalt gebracht. Rund 150 Beschäftigte des US-Konzerns 3M hielten den Leiter ihres Werkes, Luc Rousselet, in der Nähe von Orléans fest. In Paris demonstrierten unterdessen hunderte Mitarbeiter gegen die Schließung eines Reifenwerkes des deutschen Continental-Konzerns in Frankreich. Diesen Artikel weiter lesen

Es komme nicht in Frage, dass der Fabrikleiter das Werksgelände verlassen dürfe, "solange wir nichts erreicht haben", sagte Gewerkschaftsvertreter Jean-François Caparros in dem 3M-Werk für Medizingeräte und Feinchemie im zentralfranzösischen Pithiviers. Die Beschäftigten hatten den Fabrikleiter am Dienstagabend in seinem Büro eingesperrt, um höhere Abfindungen und eine Umzugsprämie durchzusetzen. Caparros verlangte dazu Verhandlungen mit der 3M-Spitze in Frankreich.

Der Fabrikleiter werde "normal" behandelt und bekomme zu essen, sagte Caparros. Der gefangene Manager selbst äußerte Verständnis für die Lage der Beschäftigten. "Die Menschen hier sind mehr zu bedauern als ich", sagte er im Radiosender France-Info. Der Konzern hatte im Dezember bekanntgegeben, dass er 110 von 235 Arbeitsplätzen in Pithiviers streichen und 40 weitere in ein anderes Werk verlagern werde. Mitte März hatten Werksarbeiter bereits den Chef von Sony Frankreich aus Protest gegen zu niedrige Abfindungen bei einer Werksschließung eine Nacht lang gefangen gehalten.

In der Hauptstadt Paris zogen hunderte Continental-Mitarbeiter aus Protest zum Elyséepalast, dem Amtssitz von Präsident Nicolas Sarkozy. Auf dem Weg dorthin zündeten sie auf einem Platz mehrere Reifenberge an. Viele trugen ihre Arbeitskleidung, "Continental im Kampf" stand auf einem Spruchband. An der Demonstration nahmen nach Angaben von Gewerkschaften rund 300 Beschäftigte von Autobauern und Zulieferern teil. Eine Delegation wurde von einem Berater von Präsident Nicolas Sarkozy empfangen. Gewerkschaftsvertreter zeigten sich danach enttäuscht. Sie haben nach eigenen Worten "keinerlei Garantien" für die Zukunft des Werkes erhalten.

Continental hatte vor knapp zwei Wochen bekanntgegeben, sein Werk im nordfranzösischen Clairoix mit 1120 Beschäftigten und eine Reifenfabrik in Hannover schließen zu wollen. Mit ihrem Protest wollten die Arbeiter die Regierung an ihr Versprechen erinnern, die Continental-Mitarbeiter nicht fallenzulassen.

Quelle:www.afp.de

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