Die speziellen
Interessen haben wieder gewonnen
Paul Craig Roberts
Die Wahl, die
angeblich so knapp ausgehen hätte sollen, ging
letztendlich doch nicht so knapp aus. Meiner Meinung nach
gewann Obama aus zwei Gründen: (1) Obama ist nicht
bedrohlich und integrativ, während Romney einen „wir
gegen sie“-Eindruck ausstrahlte, den viele als
bedrohlich empfanden, und (2) war die Wahl nicht knapp
genug, um sie mit elektronischen Wahlmaschinen zu
stehlen.
Wie die Leser
wissen, glaube ich nicht, dass einer der beiden
Kandidaten eine gute Wahl ist oder eine Alternative
bietet. Washington wird kontrolliert von mächtigen
Interessengruppen, nicht von Wahlen. Die beiden Parteien
streiten nicht über alternative politische Visionen und
verschiedene gesetzgeberische Vorhaben, sondern welche
Partei die Hure der Wall Street wird, des
Militär/Sicherheitskomplexes, der Israel-Lobby, des
Agrogeschäfts und der Energie-, Bergbau- und
Holzinteressen.
Die Hure zu sein
ist wichtig, weil Huren für die Dienste belohnt werden,
die sie leisten. Das Weiße Haus zu gewinnen oder eine
Postenbestellung durch den Präsidenten ist ein
karriereförderndes Ereignis, da es eine Person
begehrenswert macht für reiche und mächtige
Interessengruppen. Im Kongress kann die Mehrheitpartei
mehr Leistungen erbringen und ist daher mehr wert als die
Minderheitspartei. Einer unserer letzten Präsidenten,
der nicht reich war, brachte es auf über $36 Millionen
kurz nach seinem Abgang aus dem Amt, wie auch der
ehemalige Premierminister des Vereinigten Königreichs
Tony Blair, der Washington viel besser gedient hat als
seinem eigenen Land.
Kriege sind
profitabel für den Militär/Sicherheitskomplex. Israel
belohnt seine Diener und bestraft seine Gegner. Die
Besetzung der Umweltschutzbehörden mit leitenden
Angestellten von Energie-, Bergbau- und Holzfirmen wird
von diesen Interessensgruppen als sehr freundliches
Verhalten betrachtet.
Viele
Amerikaner verstehen das und geben sich nicht die Mühe
zu wählen, da sie wissen, dass egal, welcher Kandidat
oder welche Partei gewinnt, die Interessengruppen die
Oberhand behalten. Ronald Reagan war der letzte, der sich
gegen Interessengruppen stellte, oder zumindest gegen
einige von diesen. Die Wall Street wollte seine
Steuersatzsenkungen nicht, weil Wall Street der Ansicht
war, dass das Resultat höhere Inflation und Zinssätze
und der Ruin ihrer Wertpapierportfolios sein würde. Der
Militär/Sicherheitskomplex wollte nicht, dass Reagan mit
Gorbatschow verhandelte, um den Kalten Krieg zu
beenden.
Es ist
erstaunlich, dass Wähler nicht verstehen, wie die
Politik wirklich funktioniert. Sie werden fortgetragen
von politischer Rhetorik und sehen nicht, dass ihnen die
Scheinheiligkeit entgegenblickt. Stolze patriotische
amerikanische Machos wählten Romney, der nach Israel
gereist ist und seinem Lehensherr die Treue schwor und
vor den Füßen Netanyahus auf dem Bauch lag. Obama
spielt auf den Herzsaiten seiner Unterstützer mit der
Geschichte eines Kindes mit Leukämie, das jetzt durch
Obamacare geschützt ist, während er fortfährt,
tausende Kinder und ihre Eltern mit Drohnen und anderen
militärischen Methoden in sieben Ländern zu ermorden.
Obama konnte seinen Unterstützern Jubelrufe entlocken,
als er den Weg Amerikas aufwärts zu höheren moralischen
Errungenschaften beschrieb, während seine tatsächliche
Leistungsbilanz die eines Tyrannen ist, der die
Zerstörung der Verfassung der Vereinigten Staaten von
Amerika und der bürgerlichen Rechte der Amerikaner
gesetzlich verankert hat.
Bei der Wahl
ging es um nichts, außer wer den Interessengruppen
dienen darf. Die Kriege waren kein Thema im Wahlkampf.
Washingtons Provokation des Iran, Russlands und Chinas
durch deren Einkreisung mit Militärstützpunkten war
kein Thema. Die verfassungswidrigen Befugnisse, die der
exekutive Bereich sich angeeignet hatte, um Bürger
unbefristet ohne rechtsstaatliches Verfahren festzuhalten
und sie allein auf Verdacht hin umzubringen, waren kein
Thema in der Wahl. Die Opferung der Umwelt zugunsten von
Bauholz-, Bergbau- und Energieinteressen war kein Thema,
außer dem Versprechen, mehr von der Umwelt zugunsten
kurzfristiger Profite zu opfern. Aus der einen Seite des
Mundes ertönte das unsinnige Versprechen, die
Mittelschicht wiederherzustellen, während die andere
Seite die Auslagerung von deren Arbeitsplätzen und
Karrieren als freien Markt verteidigte.
Die
Unfähigkeit, wirkliche Anliegen zur Kenntnis zu nehmen
und zu debattieren, bedroht nicht nur die Vereinigten
Staaten von Amerika, sondern die gesamte Welt.
Washingtons rücksichtsloses Streben nach Vorherrschaft,
getrieben von irrwitziger neokonservativer Ideologie,
führt zur militärischen Konfrontation mit Russland und
China. Elf Jahre unsinniger Kriege mit weiteren im Anzug
und eine Wirtschaftspolitik, die Finanzinstitutionen vor
ihren Fehlern schützt, haben den Vereinigten Staaten von
Amerika massive Budgetdefizite aufgebürdet, die zu Geld
gemacht werden. Der Verlust der Rolle des US-Dollars als
Reservewährung und Hyperinflation sind absehbare Folgen
dieser verheerenden Wirtschaftspolitik.
Wie ist es
möglich, dass „die einzige Supermacht der Welt“
eine Präsidentenwahl abhalten kann ohne jede Diskussion
dieser sehr realen und ernsten Probleme, die dazu
gehören? Wie kann jemand aufgeregt sein oder sich
Hoffnungen machen aufgrund eines solchen Ergebnisses?
Quelle:www.antikrieg.com
|
||
erschienen am 7. November 2012 auf > Paul Craig Roberts Website |
Montag, 26. November 2012
Die speziellen Interessen haben wieder gewonnen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen