Freitag, 23. Januar 2009

Isländer im Dauerprotest gegen die Regierung




Die Folgen der Finanzkrise lassen manche schon von einem neuen Zeitalter der Revolte träumen.
Die Menschen in Island protestieren schon lange und unermüdlich gegen die Regierung und diejenigen, die sie dafür verantwortlich machen, das Land durch die fast ausschließliche Ausrichtung auf den Finanzsektor und dessen "innovative" Produkte in den Bankrott getrieben zu haben. Zuvor hatte man gegen die Briten mobilisiert, die die Antiterrorgesetzgebung nutzten, um Gelder von iksländischen Banken einzufrieren.

In der Hauptstadt wird schon seit Wochen vor dem Parlament demonstriert und der Rücktritt der Regierung gefordert. Am Mittwoch haben die Demonstranten den Wagen des Regierungschefs Geir Haarde mit Eiern und Dosen beworfen. Die ansonsten eher friedlichen Isländer mussten von den Leibwächtern des Regierungschefs und dann von aufmarschierenden Polizisten zurückgedrängt werden, damit Haarde seinen Wagen besteigen und vor seinem Volk fliehen konnte.
Die Demonstranten hatten am Tag zuvor andere Regierungsgebäude mit Eiern und Farbe beworfen und vor dem Parlament Feuer entzündet, um ihrem Wunsch nach Neuwahlen Nachdruck zu verleihen und die erste Sitzung des Parlaments nach den Weihnachtsferien zu stören. Dabei kam es auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Island, im Happiness-Index meist den ersten Platz erzielend, stützte mit der Finanzkrise ins Bodenlose. Die Wirtschaft wird in diesem Jahr um fast 10 Prozent schrumpfen, die Arbeitslosigkeit von Null empor schnellen. Das Land, mit dem fünfthöchsten Einkommen pro Kopf, musste, um das Schlimmste abzuwenden, einen Kredit des Internationalen Währungsfonds von vier Milliarden aufnehmen.
Die Isländer sind nicht alleine mit ihrem Ärger, dem sie Ausdruck verleihen. In Griechenland, Frankreich und Italien kam es bereits zu teils gewaltsamen Protesten (siehe auch Die Wut einer enttäuschten Generation). Vor wenigen Tagen kam es auch in den baltischen Staaten, die von der Finanzkrise besonders stark gebeutelt werden, zu heftigen Protesten. Möglicherweise weitet sich die Unzufriedenheit mit den Folgen der Finanzkrise aus. Manche sprechen schon von einem neuen 1960, einer Zeit der Revolte.

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