Donnerstag, 30. April 2009

Washington wirft Berlin wegen des GVO-Verbots »Majestätsbeleidigung« vor

Washington wirft Berlin wegen des GVO-Verbots »Majestätsbeleidigung« vor

F. William Engdahl

In der Endphase des Römischen Reiches erfanden die Kaiser das Konzept der »Majestätsbeleidigung«, mit dem sie jeden Untertanen verurteilten, der die Majestät beleidigte, was als Verbrechen gegen die Würde eines herrschenden Souveräns oder gegen einen Staat gewertet wurde. Die Regierung Obama in Washington hat jetzt auf dieses imperiale Gesetz der Römer zurückgegriffen, denn sie hat den deutschen Botschafter einbestellt, um ihn zu befragen, wie die deutsche Regierung es wagen könne, sich dem imperialen Willen zu widersetzen und den Anbau von gentechnisch verändertem Mon810-Mais von »Monsanto« zu verbieten.
Das ungeheuerliche Vorgehen der Obama-Regierung bedeutet nicht nur einen Affront gegen das souveräne Recht eines Staates, über die Politik der nationalen Nahrungssicherheit selbst zu bestimmen. Es offenbart auch, was wirklich hinter Washingtons Unterstützung für die GVO-Getreidesorten steht: Für die US-Außenpolitik ist es im Rahmen der sogenannten »Full Spectrum Dominance« von höchster Priorität, weltweit GVOs durchzusetzen. Für Washington geht es dabei nicht um bessere Ernteerträge oder den Einsatz von weniger Pflanzenschutzmitteln. Es geht schlicht und einfach um Kontrolle: um die Macht über die Versorgung der Welt mit Saatgut.

Mein Buch Saat der Zerstörung: die dunkle Seite der Gen-Manipulation hat zu einer erhitzten internationalen Debatte geführt, denn ich habe darin die These aufgestellt, bei der Verbreitung der GVOs gehe es vor allem um Geopolitik und nicht etwa um Landwirtschaft oder einfache Unternehmensgewinne. Ich habe insbesondere gezeigt, welche Rolle dabei das US-Landwirtschaftsministerium und die letzten drei Präsidenten gespielt haben, die die Verbreitung von GVO-Saatgut zum strategischen nationalen Ziel erklärt haben. Wer noch immer Zweifel hegt: Die nur als imperial zu bezeichnende Reaktion der verärgerten Obama-Regierung über die Entscheidung der deutschen Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, den Anbau von Monsantos gentechnisch verändertem Mon810-Mais zu verbieten, macht unmissverständlich deutlich, worum es bei der Verbreitung der GVOs wirklich geht. Angeblich hat es Henry Kissinger schon in den 1970er-Jahren mit den folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: »Wer die Nahrungsmittel kontrolliert, der kontrolliert die Menschen.«

weiterlesen auf:www.kopp-verlag.de

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