Montag, 14. Januar 2013

Der Herr als „Gast”: Das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika schwärmt aus über Afrika

Eine seit langem geplante Eskalation der militärischen Präsenz der Vereinigten Staaten von Amerika in Afrika wird demnächst in Gang kommen mit dem permanenten Einsatz einer 3.500 Mann starken Brigade. Die starke Kampftruppe wird sich in afrikanischen Stützpunkten in 35 Ländern einrichten. „Das ist eine ganz andere Art Invasionsmacht - eher eine Infiltrationsmacht."

Der Herr als „Gast”: Das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika schwärmt aus über Afrika

Glen Ford, Black Agenda Radio 

„Der Einsatz der 2. Brigade ist eine viel größere Aufgabe - sie zielt darauf ab, ganz Afrika zum Schauplatz zu machen für militärische Operationen der Vereinigten Staaten von Amerika.“ 



2013 ist das Jahr, in dem die Vereinigten Staaten von Amerika mit der großräumigen militärischen Besetzung Afrikas beginnen. Die Eskalation sollte nicht überraschen, nachdem die Zeitung Army Times im vergangenen Juni berichtete, dass eine Brigade der Vereinigten Staaten von Amerika in der Stärke von mindestens 3.000 Soldaten im neuen Jahr permanent auf dem Kontinent stationiert werden soll. Am Weihnachtsabend gab das Pentagon bekannt, dass 3.500 Soldaten der 2. Brigade der 1. Infanteriedivision in Fort Riley, Kansas, nach Afrika geschickt werden, angeblich um einer Drohung von al-Qaeda in Mali entgegenzutreten, wo Islamisten den nördlichen Teil des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben. Die 2. Brigade hat allerdings über 100 militärische Übungen in 35 Ländern auf dem Programm, wobei in den meisten dieser Länder keine al-Qaeda zu finden ist. Obwohl kein Zweifel daran besteht, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich stark an der bevorstehenden Militäraktion in Mali beteiligen werden, geht der Aufgabenbereich der 2. Brigade weit darüber hinaus und zielt darauf ab, ganz Afrika zu einem Schauplatz für militärische Operationen der Vereinigten Staaten von Amerika zu machen. Die Situation in Mali bildet lediglich einen bequemen Vorwand für eine lange geplante Expansion der militärischen Präsenz der Vereinigten Staaten von Amerika in Afrika. 


Der tiefere Zweck hinter dem Einsatz einer über den ganzen Kontinent verteilten Armee im Bereitschaftsdienst ist es, die afrikanischen Kommandanten daran zu gewöhnen, mit einer ständigen großen Präsenz der Vereinigten Staaten von Amerika zu leben. Das ist eine ganz andere Art von Invasion – eher eine Infiltration durch eine Streitmacht. Die Strategie des Pentagons zielt darauf ab, die Beziehungen zu verstärken, die das Africa Command der Vereinigten Staaten von Amerika seit der Einrichtung von AFRICOM im letzten Jahr der Amtszeit von George W. Bush mit afrikanischen Militärs gepflogen hat. Als Infiltrationsmacht war AFRICOM ein phänomenaler Erfolg.

„Militärisch sind die Westafrikaner total abhängig.”

Militärisch betrachtet ist die Afrikanische Union zu einem Anhängsel des Pentagon geworden. Die größte Operation der AU, nämlich die in Somalia, wird bewaffnet, finanziert und geleitet vom Militär der Vereinigten Staaten von Amerika und von der CIA. Die 17.000 afrikanischen Soldaten im so genannten Friedenserhaltungsdienst in Somalia sind praktisch Söldner für die Amerikaner – wenn auch schlecht bezahlte. Äthiopische und kenianische Streitkräfte handeln als verlängerte Arme Washingtons im Osten Afrikas. Sondertruppen der Vereinigten Staaten von Amerika durchstreifen die Demokratische Republik Kongo, Uganda, Südsudan und die Zentralafrikanische Republik – angeblich auf der Suche nach dem flüchtigen Warlord Joseph Kony, in Wirklichkeit jedoch beschäftigt mit dem Aufbau eines Netzes der militärischen Infrastruktur der Vereinigten Staten von Amerika in der gesamten zentralen Region des Kontinents. Uganda und Ruanda sichern die reichen Mineralvorkommen im östlichen Kongo für amerikanische und europäische Konzerne – auf Kosten der Leben von 6 Millionen Menschen im Kongo. Ihre Militärs stehen auf der Gehaltsliste des Pentagons. 

In Nordwestafrika sehen die 16 Länder der Wirtschaftsgemeinschaft der Region der Intervention der Vereinten Nationen entgegen – die in Wirklichkeit eine der Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreichs ist – um die islamistischen Kräfte aus Mali zu vertreiben. Militärisch sind die Westafrikaner völlig abhängig. Aber, was wichtiger ist, sie zeigen keinen politischen Willen, dieser Abhängigkeit zu entkommen – besonders nach dem Untergang von Libyens Muammar Gaddafi.

Die sich einschleichende kontinentale Expeditionsstreitmacht der Vereinigten Staaten von Amerika, an deren Spitze bald die 2. Brigade der 1. Infanteriedivision stehen wird, wird militärische Stützpunkte auf dem gesamten afrikanischen Kontinent einrichten, nicht als Invasoren, sondern als Gäste. Gäste, die die Rechnungen bezahlen und afrikanische Armeen mit Waffen ausstatten, deren Auftrag nichts zu tun hat mit nationaler Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Drei Generationen nach den Anfängen der Entkolonialisierung beugt sich der afrikanische Soldat wieder dem fremden Herren.
erschienen am 9. Januar 2013 in > Black Agenda Report > Artikel

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