Sonntag, 28. Juni 2009

Die CIA und das Iran-Experiment

Von Mossadegh bis zu Ahmadinejad – Die CIA und das Iran-Experiment

von Thierry Meyssan (Präsident des Voltaire Networks) (die folgende Übersetzung stammt von HaBE und ist bisher nicht von Thierry Meyssan autorisiert)

Die Meldungen über die angebliche Wahlfälschung hat sich wie ein Lauffeuer über Teheran verbreitet und stachelte die Anhänger Ayatollah Rafsanjanis gegen die des Ayatollah Khamenei zu Straßenschlachten auf. Diese chaotische Lage wird durch die CIA heimlich gesteuert, die die Konfusion breit streute indem sie den Iran mit widersprüchlichen SMS-Botschaften überflutete. Thierry Meyssan nennt das ein Experiment der psychologischen Kriegsführung. 19. Juni 2009 aus Beirut Im März 2000 räumte die (Ex-) US-Außenministerin Madeleine Albright ein, daß die Regierung Eisenhower 1953 einen “Regime-Change” im Iran organisiert hat und daß dieses historische Ereignis die heutige Feindseligkeit der Iraner gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika erklärt. Letzte Woche, während seiner Ansprache an die Muslime in Kairo, gab Präsident Obama offiziell zu, daß “die USA mitten im Kalten Krieg beim Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung eine Rolle gespielt haben”(1)

Zu dieser Zeit wurde der Iran durch eine Marionetten-Monarchie unter der Führung des Shah Mohammad Reza Pahlavi kontrolliert. Er wurde von den Briten auf den Thron gesetzt, nachdem sie den mit den Nazis sympathisierenden Kossacken-Offizier Reza Pahlavi zu Rücktritt gezwungen hatten. Allerdings mußte der (neue) Shah jetzt mit dem nationalistischen Premierminister Mohammad Mossadegh auskommen, der mit Unterstützung des Ayatollah Abou-al-Qassem Kachami die Ölquellen nationalisierte(2). Wutentbrannt bearbeiteten die Briten die USA, daß der iranische Abweichler gestoppt werden müsse, bevor das Land kommunistisch würde. Die CIA organisierte die “Operation AJAX”, um Mossagegh mit Hilfe des Shah zu stürzen und ihn durch den Nazi-General Fazlollah Zahedi zu ersetzen, den die Briten bis dahin kaltgestellt hatten. Zahedi ist verantwortlich für die Errichtung des grausamsten Terror-Regimes dieser Zeit, während der Shah gleichzeitig mit seinem Pomp die Klatschspalten der Massenmedien füllte und so das Zahedi-Folterregime deckte.

Die “Operation AJAX” wurde von dem Archäologen Donald Wilber, dem Historiker Kermit Roosevelt (ein Enkel des Präsidenten Theodore Roosevelt) und General Norman Schwartzkopf Senior geleitet (dessen Sohn mit gleichem Namen dann die “Operation Dessert Storm” geleitet hat). Diese Operation [AJAX, Anm. HaBE] bleibt ein Paradebeispiel eines Regiebuches für Subversion. Die CIA entwickelte ein Szenario, das den Eindruck eines Volksaufstandes vermittelte, tatsächlich aber war es eine “covert operation” der CIA. Der Höhepunkt der CIA-Show war eine Demonstration von 8.000 CIA-bezahlten Teilnehmern, um so glaubwüdige Bilder an die westlichen Medien liefern zu können(3).

Wiederholt sich die Geschichte?

Washington nahm Abstand von einer militärischen Intervention (Thierry sagt deutlicher: attack) im Iran und hat Israel davon abgeraten eine solche Initiative zu ergreifen. Um das “Regime auszuwechseln” bevorzugt die Regierung Obama das Spiel mit den covert actions – weniger gefährlich aber mit mehr unvorhersehbaren Ergebnissen. Nach den iranischen Präsidentschaftswahlen heizen riesige Demonstrationen in Teherans Straßen die Anhänger Präsident Mahmoud Ahmadijeniads und des (geistlichen) Oberhaupts Ali Khamenei auf der einen Seite auf und auf der anderen die Anhänger des unterlegenen Kandidaten Mir-Hossein Mousavi und des früheren Präsidenten Akbar Hashemi Rafsanjani. Die Demonstrationen sind ein Zeichen der tiefen Spaltung der iranischen Gesellschaft zwischen nationalistischen Werktätigen und einer Bourgeoisie, die darüber aufgebracht ist, daß sie am Segen der ökonomischen Globalisierung nicht teilhaben kann(4). Mit seinen covert actions versucht Washington die Konflikte weiter so zu verschärfen, daß der gewählte Präsidenten stürzt. (um ihn zu stürzen:) Nochmal: Iran ist ein Experimentierfeld für innovative subversive Methoden. Die CIA benutzt 2009 eine neue Waffe: die Kontrolle der Mobil-Telephone. Seit der weltweiten Verbreitung (Thierry spricht hier von “Demokratisierung”) des Mobile-Phones haben die anglo-amerikanischen Geheimdienste ihre Abhörkapazitäten enorm erweitert.

Während man für das Abhören von Kabeltelephonen regionale Büros und lokale Agenten braucht, können mobil-Telefone aus sicherer Entfernung über das Echelon-Network abgehört werden. Dieses System kann jedoch die Kommunikation via Skype nicht abhören und speichern, was den Erfolg des “Skypens” in Konflikt-Regionen erklärt(5). Deshalb hat die “Nationale Sicherheits-Agentur” (NSA) die großen Internet-Provider zur Kooperation gedrängt. Die Kooperationswilligen erhielten riesige Zahlungen(6). In Ländern unter anglo-amerikanischer Besatzung – Irak, Afghanistan und Pakistan – überwachen die Besatzer die gesamte Telekommunikation, die mobile wie die verkabelte. Dabei ist nicht die komplette Speicherung aller Gespräche das Ziel, sondern die Erfassung, das Aufspüren “sozialer Netzwerke”. Mit anderen Worten, Telefone sind Wanzen, die aufzeichnen, wer mit wem in Kontakt steht. Erstens hoffen die Dienste damit Widerstandsnetzwerke aufzuspüren. Zweitens ermöglichen es Telephone Ziele zu finden und sie zu “neutralisieren”. Deshalb befahlen afghanische Rebellen im Februar 2008 verschiedenen Funkstationen und Funkern ihren betrieb täglich von 5 PM bis 3 AM zu unterbrechen, damit die Besatzer ihre Standorte nicht ermitteln können. Die Funkstationen, die sich nicht an diesen Befehl hielten wurden zerstört(7).

Andererseits versuchte die Israelische Armee während des Gaza-Krieges bei der “Operation Cast Lead” vom Dezember 2008 bis Januar 2009 die Telefonverbindungen in Gaza nicht zu zerstören – mit Ausnahme einer versehentlichen Unterbrechung durch die [ansonsten gut gezielte, Anm. HaBE] Bombardierung. Das ist ein kompletter Wechsel in der Strategie. Seit dem Golf-Krieg war die vorherrschende Strategie die des Colonel John A Warden mit seiner “Theorie der 5 Kreise”: die Bombardierung der Telefon-Infrastruktur galt als strategisches “Muß”, um die Bevölkerung in Panik zu versetzen und gleichzeitig die Verbindungen zwischen Kommandozentralen und kämpfenden Einheiten zu unterbrechen.

Und nun das Gegenteil: die Telekommunikationsinfrastruktur muß geschützt werden! Während der Bombardierungen Gazas bot das Telekommunikationsunternehmen JAWWAL(8) seinen Nutzern zusätzliche Gesprächszeit an – offiziell um den Palästinensern zu helfen, tatsächlich aber diente das den israelischen Interessen. Noch einen Schritt weiter gingen anglo-amerikanische und israelische Geheimdienste: sie entwickelten Methoden der psychologischen Kriegsführung auf der Basis extensivster Nutzung des Mobiltelefons. Im Juli 2008 – nach dem Austausch von Gefangenen und Gefallenen zwischen Israel und der Hezbollah überschwemmten Roboter die libanesischen mobil-telefone mit Zigtausenden von Anrufen: ein Stimme warnte auf Arabisch vor der Teilnahme an jeglicher Widerstandsaktivität und beschimpfte die Hezbollah. Der Libanesische Minister für Telekommunikation, Jibran Bassil(9), reichte bei den UN eine Beschwerde ein gegen diese schwere Verletzung der staatlichen Souveränität des Libanon. Nach der gleichen Methode erhielten im Oktober 2008 Zigtausende von Libanesen und Syrern einen automatischen Anruf, mit dem ihnen 10 Millionen Dollar für Informationen angeboten wurden, die zum Aufenthaltsort und zur Befreiung israelischer Gefangener führen. Personen, die zur Kollaboration bereit seien, sollten einen Nummer in Großbritannien anrufen(11).

Diese Methode wurde jetzt angewendet um die Iranische Bevölkerung in die Irre zu führen, um Horror-Nachrichten zu verbreiten und die daraus entstehende Wut zu kanalisieren. Als Erstes wurden während der Nacht der Stimmenauszählung SMSen verschickt, wonach der Verfassungs-Wächter-Rat (so etwas wie ein Verfassungsgericht) Mir-Hossein Mousavi über seinen Wahlsieg informiert hätte. Danach erschien die Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisse – der Wiederwahl von Mahmoud Ahmadinejad mit 64% der abgegebenen Stimmen – als eine gigantische Fälschung. Noch drei Tage zuvor schätzten M. Mousavi und seine Freunde einen haushohen Sieg M. Ahmadinejads als sicher ein und versuchten das mit unausgewogen-einseitigen Kampagnen zu erklären. So schilderte der Ex-Präsident Akbar Hashemi Rafsanjani seine Beschwerdegründe detailliert in einem offen Brief. Die US-Meinungsforschungsinstitute im Iran sagten einen 20 Punkte Vorsprung M. Ahmadinejads vor M. Mousavi voraus(12). M. Mousavis Sieg schien zu keinem Zeitpunkt möglich, auch wenn man annimmt daß einige Stimmenfälschungen den Abstand zwischen den beiden Kandidaten noch verändern würden.

Als Zweites wurden iranische Bürger per Internet zum Chatten bei Facebook oder Twitter Feeds ausgewählt oder angeworben. Sie erhielten Informationen – wahre oder erfundene (immer per SMS) über die Entwicklung der politischen Krise und die andauernden Demonstrationen. Diese anonymen Meldungen verbreiteten nachrichten über Schußwechsel und zahlreiche Todesfälle, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestätigt waren. Wegen einer unglücklichen Datumsüberschneidung wurde vermutet, das Twitter seinen Service eine Nacht für Wartungsarbeiten am System unterbrechen müßte. Die US-Regierung griff ein mit der Forderung nach Verschiebung der Wartungsarbeiten(13). Nach Berichten der New York Times trugen diese Vorgänge dazu bei Aufsässigkeit und Trotz in der Bevölkerung zu verbreiten(14). Meldungen, die Mord und Totschlag beschreiben, Polizeiüberfälle auf Wohnungen usw. werden von Leuten versendet, die weder zu identifizieren noch zu lokalisieren sind.

Gleichzeitig mobilisiert die CIA mit neuen Methoden anti-iranische Militante in den USA und Großbritannien, um das Chaos anzuheizen. Eine Praktische Anleitung für die Revolution im Iran wurde an sie verteilt mit eine Vielzahl von Empfehlungen inklusive der Anleitung, wie man Twitter-Accounts der Teheraner Zeitzone anpassen kann: ”set Twitter accounts feeds to Tehran time zone; centralize messages on the following Twitter accounts @stopAhmadi, #iranelection and #gr88 ; official Iranian State websites should not be attacked. Let the US military take care of it“ (sic!).

Wendet man diese Empfehlungen an, dann ist es unmöglich eine Twitter-Nachricht zu identifizieren. Es ist unmöglich herauszufinden, ob sie von einem Zeugen der Demonstrationen in Teheran oder von CIA-Agenten in Langley gesendet wurde und es ist unmöglich zwischen richtigen und falschen Meldungen zu unterscheiden. Das Ziel ist immer mehr Verwirrung zu schaffen und die Iraner dazu aufzustacheln, sich gegenseitig zu bekämpfen. Überall auf der Welt verfolgen die Generalstäbe die Ereignisse in Teheran. Sie beobachten die Effizienz dieser neuen Subversionsmethoden auf dem Versuchsfeld Iran. Offensichtlich haben die Destabilisierungsbemühungen funktioniert. Aber es ist unklar ob es der CIA gelingt, die Demonstranten dazu zu bringen, das zu tun, was das Pentagon verweigert hat und was die CIA nicht selbst tun will: das Regime zu stürzen und die Islamische Revolution zu exekutieren.

2 Kommentare:

  1. Die Erleuchteten wollen mit aller Gewalt da rein....Es wäre doch eine Schande, würden die Iraner die Götter begrüssen dürfen, und nicht die Amerikaner...

    LG HDF

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  2. Interessanter Artikel und aus meiner Sicht kommt es der Wahrheit sehr viel näher als die offiziellen Meldungen der gleichgeschalteten Median.

    Informativer Blog, mach bitte weiter so!

    Grüße
    SamHain

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