Samstag, 22. August 2009

Gefälschte Wirtschaftsdaten

Von PAUL CRAIG ROBERTS, 20. August 2009 -

Letzten Freitag lautete eine Schlagzeile bei Bloomberg.com (einer US-Website für Wirtschaftsnachrichten): US-Aktien legen zu, US-Bundesanleihen weniger gefragt, weil die Arbeitslosenquote sinkt!

Schauen wir uns doch einmal den behaupteten Rückgang der Arbeitslosenquote etwas näher an! Glauben Sie, dass die US-Autoindustrie im Juli mitten in der GM-Pleite trotz des Ausverkaufs und der Schließung ganzer GM-Produktionsbereiche und des Bankrotts vieler GM-Zulieferer 28.000 neue Jobs geschaffen hat? Sie glauben das nicht? Das Bureau of Labor Statistics / BLS (das Amt für Beschäftigungs-Statistik des US-Arbeitsministeriums) hat das aber doch berichtet! (Informationen zum BLS sind aufzurufen unter --> KLICK )

Die 28.000 neuen Arbeitsplätze wurden durch "saisonale Berichtigungen" geschaffen. Der Juli ist der Monat, in dem das BLS immer "Berichtigungen" vornimmt, um die bei der Umstellung der Produktion auf neue Modelle stattfindenden vorübergehenden Entlassungen von Automobil-Arbeitern (für die Statistik) saisonal abzumildern. In diesem Jahr hat es jedoch kaum Produktionsumstellungen gegeben, aber die (geschätzten) saisonalen Berichtigungen (der Arbeitslosenstatistik) wurden trotzdem vorgenommen. Bei den Anpassungen wird auch die Situation der während der Umstellung der Autoproduktion teilweise pausierenden Zulieferindustrie berücksichtigt. (Die normalerweise nach der sommerlichen Produktionspause wieder eingestellten Arbeiter der Automobilindustrie wurden "statistisch" erfasst, obwohl es in diesem Jahr kaum Wiedereinstellungen gegeben hat.)

Weitere "Phantom-Arbeitsplätze" wurden durch das "Geburts- und Todesmodell" (ein statistisches Verfahren) kreiert. In der Beschäftigungs-Statistik werden die Zahlen der Neueinstellungen bei Firmengründungen und der Entlassungen bei Firmenpleiten nur geschätzt. Gescheitere Firmen melden die Zahl der Entlassenen – der "Toten" – nicht, und die bei Firmengründungen geschaffenen neuen Jobs – die "Geburten" – werden in der Statistik nicht wirklich erfasst. Die Regierung schätzt diese Zahlen, aber die Schätzungen beziehen sich hauptsächlich auf Wachstumsperioden, nicht auf Zeiten der Rezession.

Deshalb wird bei Wirtschaftsabschwüngen die Zahl der "Geburten" meist überschätzt und die Zahl "Toten" immer unterschätzt.



Die Arbeitslosenstatistik wurde auch dadurch "geschönt", dass Langzeitarbeitslose nicht mehr mitgezählt werden. Erinnern Sie sich daran, dass seit der Clinton-Regierung die entmutigten, länger als ein Jahr arbeitslosen Menschen nicht mehr statistisch erfasst werden. Die Länge des gegenwärtigen Abschwungs bedeutet, dass Kurzzeitarbeitslose, die jetzt noch mitgezählt werden, schon bald zu Langzeitarbeitslosen mutieren, die einfach aus der Statistik verschwinden, damit die "bereinigte" Arbeitslosenquote sinkt.

Offizielle Statistiken können viele Verzerrungen aufweisen. So basieren zum Beispiel die Schätzungen zur Industrieproduktion auf dem Stromverbrauch. Ungewöhnlich heißes Wetter, das alle Klimaanlagen auf Hochtouren laufen lässt, ruft in der Statistik eine Zunahme der Industrieproduktion hervor. Kühles Wetter in den Sommermonaten reduziert den Stromverbrauch und signalisiert damit einen angeblichen Rückgang der Industrieproduktion.




Gestiegene Umsätze im Einzelhandel können auch durch eine steigende Inflation verursacht werden.

Quelle:www.hintergrund.de

1 Kommentar:

  1. Langzeitarbeitslose werden nicht mehr gezählt?
    Das wäre doch das passende Modell für unsere Regierung. Dann könnten die in der Neujahrsansprache verkünden sie hätten die Arbeitslosenzahl drastisch gesenkt
    ...und es wäre nicht mal gelogen.

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